Bulldog-Mix „Bärbel“

Hündin, intakt, geb. 2017, eingestuft als Gefahrenhund – Wesenstest bestanden

Der Bulldog kam im Oktober 21 zu uns – Grundlage war ein übersteigertes Aggressionsverhalten, gepaart mit unkooperativen Attituden. Hier wurden leider partiell gezeigte Verhaltensweisen zum Charakter erklärt, wovon wir immer abraten, denn jeder kann sich mal „arschig benehmen“, ohne generell ein … zu sein.

Nach den ersten paar Tagen war klar, dass Bärbel eher ein ungeschliffener Rohdiamant ist, als eine „Hau-drauf-Furie“. Erziehung war bei ihr mehr ein Wort, als eine vollzogene Handlungskette. Leider (in ihrem Fall) mit drastischen Folgen. Sie wurde nach einem Beißvorfall als „gefährlicher Hund“ eingestuft und musste aus ihrem Zuhause ausziehen. Schlimm für Hund, Halter und dem Geschädigten! Wir haben erstmal den Reebootknopf gedrückt und die Kleine genommen wie sie ist. Schnell zeigte sich, dass hinter der „harten Fassade“ eine liebevolle, sensible Frau steckt – nun waren unsere Hausaufgaben, dass wir diese Seite der Medaille permanent zum Vorschein bringen müssen.

Bärbel ist eine erwachsene Frau, die weiß was sie will, aber auch, was sie nicht will. Wir haben viel mit ihr über Zuhören, Kooperation und Ansprechbarkeit gesprochen und siehe da, sie zeigte sich adaptiv und zum Teil sehr unkompliziert. Das Aushalten von nicht erfüllten Erwartungen war für sie echt schwierig, aber mit Ruhe, Hilfe und einer großen Toleranz für Rückfälle sind wir bei ihr ein echt großes Stück weitergekommen. Sogar so weit, dass wir in Kürze keine Bedenken haben, dass sie die Hürde „Wesenstest“ nehmen wird!

Die attestierte Unverträglichkeit mit Hunden können wir so nicht bestätigen bzw. nachvollziehen. Ja, Bärbel ist mitunter ungehalten, wenn fremde Hunde ungefragt auf sie zukommen, aber wer ist das nicht? Hier muss man leider auch mal eine Lanze für die Gute brechen – was soll denn ein unerzogener Bulldog in so einer Situation machen? Wir haben ihr die Möglichkeit gegeben sich mit Hunden in adäquatem Rahmen auseinander zu setzen und mittlerweile ist sie fester Bestandteil der Raufergruppe und unsere Gruppen. Stress sucht sie eigentlich nicht, sondern man muss lediglich ein Auge auf sie haben, wenn Eifersüchteleien in ihr aufsteigen. Auch hier ist ein verbaler Abbruch möglich, wenn sie das Gegenüber ernst nimmt.

Wie viele Bollerköppe hat auch sie ein nahezu schizophrenes Wesen, denn für ihre Menschen würde sie durch jedes Feuer gehen und liebt ruhige innige Momente, neigt aber im Gegenzug dazu „den 3. Weltkrieg auszurufen“, wenn Fremde (Hund oder Mensch) ihr Herzblatt vereinnahmen. Klingt schlimmer, als es ist, denn man kann Bärbel sehr gut erklären, was erlaubt ist und was nicht.

Bulldogs sollten schon immer eine kantige Konflikt-Herangehensweise haben und Druck mit Gegendruck beantworten, aber wir Menschen sind der Rationalität mächtig und können den inneren Reichsparteitag im Hundekopf doch gut lenken – man muss es nur wissen und dem entsprechend handeln!

Bärbel ist stubenrein, fährt gerne Auto, ist gerne „an der frischen Luft“ und liebt Unternehmungen mit ihren Menschen. Sie ist ein Hund, der gerne immer dabei sein möchte und da beginnt das Beziehungsproblemchen. Je mehr man ihr zugesteht und je mehr man sie einbindet und entscheiden lässt, desto mehr wird sie darauf achten, dass niemand ihrem Partner ein Leid zufügt. Aber sind wir doch mal ehrlich, wer tickt denn nicht so, wenn die geliebten Mitmenschen „in Gefahr sind“?

Hier wäre eine abgeklärte und egozentrische Einstellung perfekt, denn dieses offeriert dem Hund keine elementare Entscheidungsfreudigkeit.

Mit Bärbel unterwegs zu sein ist immer ein Tages-Highlight, denn ihre unaufdringliche-aufdringliche Art ist schon sehr charmant. Ein sehr liebenswürdiges Tier, dass stille Momente zu genießen weiß.

Bitte keine „kein Hund kommt böse zur …“-Attitüde zu Grunde legen, denn ein freigeschalteter Bulldog ist eines der unwitzigsten Sachen auf der Welt und hier Vorbesitzern etc. die Schuld zuweisen, hilft weder dem Tier, noch ändert es etwas am jetzigen Erziehungsstandes.

Wir suchen für den kleinen Diamanten einen Halter/ein Paar, dass bereit ist mit ihr durch „dick und dünn“ zu gehen; die die gesamte Palette an positiven Eigenschaften so fokussieren kann, dass auch mal ein Fehlverhalten nicht persönlich genommen wird, denn Bärbel lernt noch und braucht noch Zeit zum Generalisieren. Geduld, Verständnis, Konfliktbereitschaft und den Änderungswillen sollte der zukünftige Halter besitzen, damit man gemeinsam auf die erstrebte Harmonie zusteuern kann.

Falls andere Hunde im Haushalt leben, sollten diese nicht zu klein sein und es sollte im Vorwege geklärt werden, ob Sympathie wachsen kann – hier lieber Rüden, als Mädels.

Kinder und Kleintiere (wie immer) lieber nicht…

Falls jemand Lust bekommen hat Bärbel kennen zu lernen, noch Fragen zu ihr hat, oder sich einfach so für die Süße interessiert, kann er uns gerne per Mail oder telefonisch melden – Bärbel und unser Team würden sich sehr freuen

(Tel. 0162/9224995 – Mail: info@hundeschule-mittelholstein.de)