Continental Bulldog „Baba Ghanoush“
Rüde, intakt, geb. 06.10.2020
Der kleine Baba kam zu uns, weil es Übergriffigkeiten in der Familie gab. Generell kann man sagen, dass diese jedoch „im wohlwollenden Bereich“ lagen – keine Löcher! Jedoch ist ein offensiver Bulldog nichts Witziges, und die Familie entschied sich dem Tier eine neue Chance zu geben.
Normalerweise sind die Bulldogs, die wir im Internat begrüßen dürfen, selten gut erzogen worden. Hier macht der kleine Mann eine Ausnahme – er hört gut auf seinen Namen, ist generell gut ansprechbar, zieht nicht an der Leine, kann artig warten, ist stubenrein, etc., etc., etc. …
Alle anerlernten Grundlagen fußten jedoch leider immer auf einer kooperativen Komponente. Baba hat lediglich gelernt: mach, dann gibt´s lecker…
Dass man auch mal Sachen für Menschen tun muss, ohne Bezahlung, war bei der engagierten Hundetrainerin nicht im Portfolio und wurde dem entsprechend auch nicht an die Halter weiter gegeben. Ein Jammer für die Familie, denn so einsatzfreudig die Halter gegenüber dem Hund waren, hätte eine zielgerichtete Erziehung, ohne „wir-machen-es-immer-so – Konzept“, durchaus die innerhäuslichen Grundlagen in die richtige Richtung lenken können.
Baba ist kein übler Kerl, eher ein junger Mann, der Argumentationen auch mal körperlich lösen will – was bei einem Bulldog durchaus sinnvoll ist, wenn man sich die ursprüngliche Verwendung der Tiere anschaut. Diese Tiere sollten nicht den Anspruch haben „everybodys darling“ zu sein. Hier war Handlungsfähigkeit gegenüber Konfliktpartnern durchaus erwünscht – was sollte der Bauer / Schlachter mit einem Bulldog anfangen, der den Stier nicht hält, weil er sich wehrt, bewegt, oder hysterisch wird?
Baba wuchs sozusagen sorgenfrei auf. Herrchen u. Frauchen waren immer für den Süßen da, gingen mit ihm die Alltagsgrundlagen an und man genoss das harmonische Beisammensein. Das, was erlernt werden sollte, wurde in Kooperation mit einer Hundetrainerin erarbeitet, bis es klappte. So weit, so gut, aber dann wurde der Kleine irgendwie anders…
Der junge Mann kam in die Pubertät und wollte nicht immer artig zuhören, wie jedes soziale Individuum in dieser Zeit. Man versuchte hier und da mal das Regelwerk in eigene Bahnen zu lenken. Kein Keks, kein gutes Zureden half weiter. Baba fing an erwachsen zu werden und es gab Konflikte.
Provoziert man den Teenie, so ist er auch bereit „die Fäuste einzusetzen“, wenn es um Dinge geht, die ihm wichtig sind. Hier war Frauchen immer das „Maß aller Dinge“ und so ist es auch nicht verwunderlich, dass Babas Attacke kam, als Frauchen gerade eine Diskussion mit jemandem hatte. Baba schätzte die Situation kurz ein und handelte… Eigentlich wollte er nur Ruhe für Frauchen, aber das Resultat sollte ganz anders ausfallen!
Als er hier ankam, fiel ihm die erste Zeit nicht wirklich leicht. Die Couch gegen ein Bettchen im Zwinger zu tauschen, war für ihn nicht einfach. Baba liebt Menschen und den Kontakt / Umgang mit ihnen. Kuscheln ist eines seiner größten Hobbys und wir versuchten ihm so viel Zuneigung wie möglich zu geben. Er lernte schnell, dass es hier irgendwie anders läuft, denn wenn er was nicht wollte, blieb das Gegenüber beharrlich, auch wenn er wütend wurde. Er hatte damit aber keine Probleme, konnte sich sogar eher fallen lassen, da er (in seinen Augen) keine Verantwortung mehr übernehmen musste.
Zurzeit läuft er unauffällig mit in unserer Gruppe, ist Gast in den Erziehungsgruppen der Hundeschule und hat akzeptiert, dass er nicht der Nabel der Welt ist.
Gegenüber unkastrierten Rüden benimmt er sich oft unhöflich, kann aber klare Ansagen des Halters hin- und annehmen. Bei Baba steht und fällt die gesamte Erziehung mit der Ernsthaftigkeit und Durchsetzungsfähigkeit des Halters. Wenn er am anderen Ende der Leine jemanden hat, den er nicht ernst nimmt, so nimmt er sich schon mal raus, eigene Wege einzuschlagen.
Baba neigt zu frustrationsbedingter umgelenkter Aggression, wenn er an der Leine ist und gerne einen passierenden Hund erklären will, dass dieser hier nichts zu suchen hat. Hier haben wir viel mit ihm über Ruhe halten reden müssen und die Quantität der Fehlverhalten ist evident gesunken.
Er liebt Essen und so gehört dieses auch (wenn es hochwertiger für ihn erscheint) zu den Bereichen, für die er handeln würde. Wir haben ihm erklärt, dass er in dieser „satten Welt“ nicht um Essen kämpfen muss und ich habe den Eindruck, dass es für ihn eine Erleichterung darstellte. Einfach mal den Kauartikel oder die Futterschale stehen lassen, schnell „hallo sagen“ zu seinen Menschen und anschließend weiter essen zu dürfen ist zurzeit kein Problem.
Wir suchen für den süßen Fratz den passenden Halter. Er / sie sollte nicht den Wunsch haben, dem Hund jeden Wunsch zu erfüllen, ihm ein stressfreies Leben zu organisieren oder einfach immer für ihn da zu sein. Baba braucht einen Sozialpartner, auf den er sich verlassen kann. „Nein“ sollte auch „nein“ bedeuten, ohne Wenn und Aber. Er versteht es schnell sich dann am Menschen zu orientieren und alle Verantwortung abzugeben.
Baba ist ein kleiner Rohdiamant, der nur noch ein wenig Schliff benötigt. Jedes Ärgernis zahlt er einem mit unendlicher Hingabe und Zärtlichkeit zurück. Ein wirklich sympathischer Typ, der hier und da noch Hilfe braucht, um die komplizierte Welt der Menschen zu verstehen.
Bei denjenigen, bei denen das Interesse für Baba geweckt ist, ihn gerne mal kennen lernen möchte, oder einfach Fragen zu ihm haben, kann sich gerne bei uns melden (info@hundeschule-mittelholstein.de oder Tel. 0162/9224995).