Mischling „Alfred“

Rüde, kastriert, geb. 05.03.2010

Achtung: Alfred befindet sich nun beim Hundezentrum Artgerecht (Vera Trope, 32676 Lügde, Tel.: 0176-32730311)

Der „alte Mann“ kam im August 21 zu uns, da es in der Pflegestelle zu unschönen Situationen kam – jedoch kann man nicht von ernsthaften Beißvorfälligkeiten sprechen. Alfred ist 11 Jahre alt. Die längste Zeit seines Lebens hat er vermutlich in einem rumänischen Shelter verbracht. Dort wusste er, was er kann, darf und generell nicht machen sollte. Die zivilisierte Welt der mitteleuropäischen Menschen ist, war und bleibt für ihn ein „Buch mit 7 Siegeln“. Trotz allem gibt er sich mühe, um auch hier „Verständnis“ für die Menschen zu haben, aber auch dieses ist endlich.

Alfred ist generell ein netter Kerl. Sehr erwachsen und angepasst, wenn man nicht gleich seine Individualdistanz drastisch unterschreitet bzw. nicht ungefragt einfach mal „anfassen möchte“. Meiner Meinung nach keine wirklichen negativen Eigenschaften, da es eigentlich normal sein sollte nicht alles und jeden zu umarmen bzw. beim Erstkontakt Liebkosungen einzufordern / zu verteilen.

Lässt man ihm ein wenig Zeit, so steigen auch die Interessen an gemeinsamen Aktivitäten und zärtlichen Momenten. Der Hund ist ein Beobachtungstier und das tut Alfred auch. Er schaut sich jedes Geschehen erstmal aus höflicher Distanz an, bevor er dazu stößt. Diese Eigenschaft finde ich persönlich sehr sympathisch, da (sind wir doch mal ehrlich) generell jeder schon mal genervt war, wenn der unerzogene, distanzlose Labbi o. ä. aus der Nachbarschaft einem die Hose vollgesaut hat, weil man zufällig „in der Nähe war“. Das ist nicht Alfreds Welt – er mag es ruhig, distanziert und freidenkend.

Wir haben hier mit ihm besprochen, dass es nicht in Ordnung, wenn man Fremde unhöflich empfängt und das hat er wirklich toll beherzigt. Er freut sich, wenn bekannte Gesichter das Gelände betreten und kann auch unbekannte Menschen „links liegen lassen“.  Problematisch waren anfänglich Situationen, die ihm bedrängend vorkamen (Maulkorb anlegen, Halsband an- u. ausziehen, Fell durchkämmen etc.). Mittlerweile lässt er es zu, richtig toll findet er es aber immer noch nicht, aber wer will es dem Freigeist verdenken?

Alfred ist ein sehr unauffälliger, angepasster und sympathischer Mitbewohner. Die meiste Zeit des Tages kann er sich bei uns in der Diele mit angeschlossenem Garten frei bewegen. Ist er allein mit den anderen Hunden fängt er keinen Stress an, oder macht Quatsch. Sein Alter erkennt man erst, wenn man ihn ruft – hier fällt das Zuhören doch ab und zu schon mal schwer, und er schaut freudig überrascht, wenn „die Info angekommen ist“ (und kommt sogar).

Für den soliden älteren Herren suchen wir Halter, die das Haustier nicht mit dem Kuschelteddy der Tochter verwechseln – Alfred liebt seine Kuscheleinheiten, aber bitte nicht permanent. Hier wäre es schön, wenn das neue Zuhause ihm die Freiheit zugesteht, die er sich ein Leben lang erarbeitet hat (im Shelter, auf der Pflegestelle und hier). Es wäre schön, wenn der Hund so privilegiert gehalten werden kann, dass er sich aussuchen kann, wo er ruht/schläft, denn Alfred liebt den freien Himmel über seinem Kopf. So hat er bei uns die Möglichkeit, zu entscheiden, ob er drinnen oder draußen sein möchte – auch nachts.

Eine Anspruchslosigkeit gegenüber dem Hund (sonst von mir negativ gesehen), wäre für ihn der 6´er im Lotto. Er braucht und möchte niemanden im Sozialkreis, der permanent Forderungen stellt – warum sollte er auch? Gemeinsame Aktivitäten geht er motiviert an. Gassirunden sind immer entspannt mit ihm, so zieht er z. B. nicht an der Leine, was aber eher dem Alter, als dem Erziehungsstand zuzuschreiben ist. Wer einen Hund sucht, der für einen mehr Kumpel, als Untergebener sein sollte, ist bei ihm genau richtig. Der Gute zahlt es einem in ruhigen Momenten doppelt und dreifach zurück – manchmal ist weniger mehr!

Wir wissen, dass die Art der Halter leider eine Aussterbende ist, hoffen jedoch auf ein glückliches Ende für unseren „alten Herren“. Auch die längste Reise darf harmonisch enden und darauf setzen wir unsere Hoffnungen. Katzen, Nager und Kinder sollten nie unbeaufsichtigt mit ihm zusammen sein, aber das versteht sich eigentlich von selbst.

Alfred ist mir/uns echt ans Herz gewachsen und hat man die Entwicklung vom stillen Beobachter zum festen Mitglied des Sozialkreises miterlebt, so geht einem schon das Herz auf. Fehlt nur noch das „Happy End“, damit er nach der langen Reise auch endlich ankommen darf.

Wer jetzt Interesse hat, ihn einfach mal kennen lernen möchte oder Fragen zu ihm hat, kann sich gerne bei uns unter 0162/9224995 melden, oder uns eine Mail schreiben an die info@hundeschule-mittelholstein.de